In den Herbstferien bin ich mit dem Verein „Schulgeld für Tansania“ zum ersten Mal nach Tansania geflogen. Diesen Verein unterstützt unsere Schule seit Jahren, indem unsere Schülerinnen und Schüler vor den Sommerferien einen Tag arbeiten. Mit einem Teil dieses Geldes fördern wir die Schulbildung in Tansania. Auf meiner Reise mit dem Verein konnte ich mich davon überzeugen, dass dieses Geld Früchte trägt. Wir besuchten Schulen, an denen geförderte Kinder unterrichtet wurden. Wir lernten die Kinder (die z.T. auch schon junge Erwachsene sind) und einige der Eltern persönlich kennen. Das waren berührende Erlebnisse.
So lernte ich auch Nico (siehe Foto) kennen, der mit Hilfe unserer Schülerinnen und Schüler den Bachelor - Abschluss an der Universität erreichte. Nico wurde im Alter von 12 Jahren Vollwaise und lebte zunächst bei seiner Großmutter. Das nötige Schulgeld verdiente sich Nico anfangs in den Ferien damit Kühe zu hüten. In dieser Phase wurde der Verein „Schulgeld für Tansania“ auf ihn aufmerksam und unterstützte ihn mit dem Geld, das die Hardenstein - Gesamtschule bereitstellte. Als auch die Großmutter starb, stand Nico völlig ohne Familie da. Weil niemand da war, der ihn unterstützte, ging er häufig nicht zur Schule und geriet an falsche Freunde. Dieses erfuhren auch die Mitarbeiter des Vereins bei ihren jährlichen Besuchen in Tansania und konnten Nico auch emotional den Rücken stärken. Nico erkannte seine Chance und nutzte sie. Sieben Jahre lang wurde er gefördert. Er machte in dieser Zeit sein Abitur, studierte „Health System Management“ und erlangte seinen Bachelor. Da man sich mit diesem Studienabschluss bewerben kann, endete die Förderung durch den Verein. Nico wurde danach von einem seiner ehemaligen Lehrer weiter gefördert, so dass er seinen Master machen konnte. Als wir ihm im Herbst begegneten, hatte er gerade sein entscheidendes Bewerbungsgespräch für seinen ersten Job. Aus 46 Mitbewerbern hat er sich durchgesetzt und ist bei der „National Health Insurance Fund“ (Nationaler Krankenversicherungsfonds) angestellt.
In diesem Jahr haben wir mit dem Spendengeld Prisca (siehe Foto)und Gilbert (siehe Foto) unterstützt, die beide jetzt noch zwei Semester bis zu ihrem Bachelor haben. Prisca studiert Geografie und Umweltwissenschaften, Gilbert Wirtschaft und Geografie.
In Tansania leben sehr viele Menschen unter einfachsten Bedingungen: ein kleines Haus (Hütte) mit ein oder zwei Räumen, oft auch geteilt mit weiteren Familienmitgliedern (Opa, Oma, Onkel, Tante, Nichte, Neffe). Ein neues Haus wird immer dann weitergebaut, wenn Geld da ist, und so kann es Jahre dauern, bis es fertig wird. Sobald Wände und Dach stehen, sprich der Rohbau, wird es oft schon bezogen. Die Küche ist meist nur eine offene Feuerstelle im Hof, Abort und Dusche sind häufig ebenso im Hof, nur mit Sichtschutz versehen.
Selbst in einer Kirche im „Rohbau“ (siehe Foto) wurde der Sonntagsgottesdienst gefeiert, an dem wir teilgenommen haben.
Trotz dieser einfachen Verhältnisse haben wir eine herzliche Gastfreundschaft erlebt. Es wurde immer groß für uns gekocht: Reis, Bohnengemüse, Spinat, Rindfleisch, Huhn, Pommes, manchmal ergänzt durch Kochbananen und frischen Früchten zum Nachtisch. Die Gäste dürfen sich immer zuerst nehmen, dann kommen die Gastgeber, zuerst die Älteren, dann die Jüngeren. Die Köchin – die Hausfrau, oft unterstützt durch Nachbarinnen oder Verwandte – nimmt nicht am Essen teil.
Besonders beeindruckt hat uns die Einladung bei Nico. Da er ja keine Familie und keine eigene Wohnung hat, organisierte er, dass wir vom Onkel eines ehemaligen Schulfreundes eingeladen wurden. Dort war er wie ein Familienmitglied aufgenommen und wir als Gäste herzlich empfangen. Aufgrund der engen Wohnverhältnisse nahm unsere große Runde im Garten Platz (siehe Foto).
Unsere Begegnung mit Nico und den anderen Patenkindern hat uns gezeigt, dass durch diese Art der Förderung Einzelnen eine bessere Lebensperspektive ermöglicht wird und das Geld nicht in „dunkle Kanäle“ fließt. Da in Tansania die Hilfsbereitschaft und gegenseitige Unterstützung sehr groß ist, werden diese jungen Menschen dafür sorgen, dass auch weitere Familienmitglieder und Freunde davon profitieren.
Weitere Informationen zum Verein und zur Reise finden Sie unter www.schulgeldfuertansania.de, zu unseren Patenkindern auf der Homepage unserer Schule.
Micaela Vollmann